| Element | |
|---|---|
17ClChlor35.45322
8 7 |
|
| Grundlegende Eigenschaften | |
|---|---|
| Ordnungszahl | 17 |
| Atomgewicht | 35.4532 amu |
| Elementfamilie | Halogene |
| Zeitraum | 3 |
| Gruppe | 17 |
| Block | p-block |
| Entdeckungsjahr | 1774 |
| Isotopenverteilung |
|---|
35Cl 75.77% 37Cl 24.23% |
35Cl (75.77%) 37Cl (24.23%) |
| Physikalische Eigenschaften | |
|---|---|
| Dichte | 0.003214 g/cm3 (STP) |
H (H) 8.988E-5 Meitnerium (Mt) 28 | |
| Schmelzpunkt | -100.84 °C |
Helium (He) -272.2 Kohlenstoff (C) 3675 | |
| Siedepunkt | -101 °C |
Helium (He) -268.9 Wolfram (W) 5927 | |
| Chemische Eigenschaften | |
|---|---|
| Oxidationsstufen (weniger häufig) | -1, +1, +3, +5, +7 (+2, +4, +6) |
| Erstes Ionisationspotential | 12.967 eV |
Cäsium (Cs) 3.894 Helium (He) 24.587 | |
| Elektronenaffinität | 3.613 eV |
Nobelium (No) -2.33 Cl (Cl) 3.612725 | |
| Elektronegativität | 3.16 |
Cäsium (Cs) 0.79 F (F) 3.98 | |
| Elektronische Eigenschaften | |
|---|---|
| Elektronen pro Schale | 2, 8, 7 |
| Elektronenkonfiguration | [Ne] 3s2 |
|
Bohrsches Atommodell
| |
|
Orbitalbox-Diagramm
| |
| Valenzelektronen | 7 |
| Lewis-Punktstruktur |
|
| Orbitale Visualisierung | |
|---|---|
|
| |
| Elektronen | - |
Chlor (Cl): Periodensystem-Element
Zusammenfassung
Chlor mit der Ordnungszahl 17 und dem Symbol Cl ist das zweit leichteste Halogen und befindet sich zwischen Fluor und Brom in der Periodentafel. Dieses zweiatomige gelb-grüne Gas zeigt außergewöhnliche Reaktivität und fungiert als starkes Oxidationsmittel mit der höchsten Elektronenaffinität aller Elemente. Seine Elektronegativität von 3,16 auf der Pauling-Skala rangiert an dritter Stelle nach Sauerstoff und Fluor. Das Element kristallisiert in einem orthorhombischen Gitter mit Cl-Cl-Bindungslängen von 199 pm im gasförmigen Zustand. Zwei stabile Isotope, 35Cl (76 % Häufigkeit) und 37Cl (24 % Häufigkeit), bilden das natürliche Chlor. Die industrielle Herstellung über den Chloralkali-Prozess liefert jährlich Millionen Tonnen und unterstützt umfangreiche Anwendungen in der chemischen Industrie, Wasseraufbereitung und Polymerproduktion. Aufgrund seiner hohen Reaktivität kommt Chlor in der Natur ausschließlich in ionischen Chloridverbindungen vor.
Einleitung
Chlor nimmt in der modernen Chemie eine zentrale Stellung ein, da es das kommerziell bedeutendste Halogen ist und Eigenschaften zwischen dem leichteren Homolog Fluor und dem schwereren Analog Brom zeigt. Es befindet sich in Gruppe 17 und Periode 3 des Periodensystems und besitzt die Elektronenkonfiguration [Ne]3s23p5, was bedeutet, dass ihm ein Elektron zur stabilen Edelgaskonfiguration fehlt. Diese Elektronendefizienz bestimmt seine außergewöhnliche Reaktivität und erklärt seine Verbreitung in Ionenverbindungen der Erdkruste. Die Entdeckung durch Carl Wilhelm Scheele im Jahr 1774 und die spätere Identifizierung als Reinelement durch Humphry Davy 1810 markierten entscheidende Entwicklungsschritte in der Halogenchemie. Die moderne Chlorproduktion überschreitet 60 Millionen Tonnen jährlich und zählt damit zu den industriell wichtigsten Elementen. Seine Bedeutung erstreckt sich über kommerzielle Anwendungen hinaus auf grundlegende biologische Funktionen, wo Chloridionen elektrochemische Gradienten in Zellen aufrechterhalten und an essentiellen Stoffwechselprozessen teilnehmen.
Physikalische Eigenschaften und atomare Struktur
Grundlegende atomare Parameter
Chlor besitzt die Ordnungszahl 17, was 17 Protonen und typischerweise 17 Elektronen in neutralen Atomen entspricht. Die Elektronenkonfiguration [Ne]3s23p5 weist sieben Valenzelektronen in der äußersten Schale aus, wobei fünf Elektronen die p-Orbitale besetzen. Die Kernladung von +17 wird durch innere Elektronenschalen teilweise abgeschirmt, was zu einer effektiven Kernladung führt, die innerhalb der Periode 3 ansteigt. Der Atomradius beträgt etwa 100 pm, während das Chloridion Cl- aufgrund von Elektronenabstoßungen im vollständigen Oktett einen Ionenradius von 181 pm aufweist. Die Position zwischen Fluor und Brom begründet vorhersagbare Trends in atomaren Eigenschaften, wobei Chlor für die meisten Parameter Zwischenwerte zeigt. Die Ionisierungsenergien spiegeln die Elektronenstruktur wider: Die erste Ionisierungsenergie von 1251 kJ/mol zeigt einen moderaten Aufwand für die Elektronenentfernung im Vergleich zu benachbarten Elementen.
Makroskopische physikalische Eigenschaften
Elementares Chlor erscheint unter Standardbedingungen als zweiatomiges Gas Cl2 mit charakteristisch gelb-grüner Färbung, die auf Elektronenübergänge zwischen antibindenden Molekülorbitalen zurückgeht. Es durchläuft Phasenübergänge bei -101,0°C (Schmelzpunkt) und -34,0°C (Siedepunkt), was auf mittelstarke van-der-Waals-Kräfte im Vergleich zu anderen Halogenen hindeutet. Festes Chlor kristallisiert in orthorhombischer Struktur mit geschichteten Anordnungen von Cl2-Molekülen. Die Dichte unter Standardbedingungen beträgt 3,2 g/L, etwa 2,5-mal schwerer als Luft. Die Schmelzenthalpie misst 6,41 kJ/mol, die Verdampfungsenthalpie erreicht 20,41 kJ/mol. Unter Druck bleibt Chlor flüssig und zeigt eine blassgelbe Färbung, während es bei kryogenen Temperaturen nahezu farblos wird. Die molekulare Struktur weist Cl-Cl-Bindungslängen von 199 pm in gasförmigem Zustand und 198 pm in kristalliner Form auf, mit intermolekularen Abständen von 332 pm innerhalb der Kristallschichten.
Chemische Eigenschaften und Reaktivität
Elektronenstruktur und Bindungsverhalten
Die Elektronenkonfiguration [Ne]3s23p5 erzeugt eine einzelne Lücke im äußeren p-Unterschalenorbital, was eine hohe Elektronenaffinität begründet. Chlor zeigt Oxidationszahlen von -1 bis +7, wobei -1 die stabilste und häufigste ist, die durch Elektronenaufnahme erreicht wird. Positive Oxidationszahlen (+1, +3, +5, +7) finden sich in Verbindungen mit elektronegativeren Elementen, besonders Sauerstoff und Fluor. Chlor bildet überwiegend ionische Bindungen mit Metallen und polare kovalente Bindungen mit Nichtmetallen. Die hohe Elektronegativität von 3,16 auf der Pauling-Skala erzeugt deutliche Dipolmomente in kovalenten Verbindungen, die Molekülgeometrie und intermolekulare Wechselwirkungen beeinflussen. Bindungen erfolgen typischerweise durch sp3-Hybridisierung in tetraedrischen Anordnungen, wenn Chlor als Zentralatom in Verbindungen wie Chloraten und Perchloraten fungiert.
Elektrochemische und thermodynamische Eigenschaften
Chlor zeigt ein Standardreduktionspotential von +1,395 V für das Cl2/Cl--Paar, was es als starkes Oxidationsmittel etabliert. Der Elektronegativitätswert von 3,16 auf der Pauling-Skala platziert Chlor unmittelbar nach Fluor (3,98) und Sauerstoff in der Elektronenanziehungskraft. Die erste Ionisierungsenergie beträgt 1251 kJ/mol und beschreibt die Energie zum Entfernen des äußersten p-Elektrons. Die Elektronenaffinität erreicht -349 kJ/mol, den höchsten Wert aller Elemente, was Chlors Neigung zur Bildung stabiler Anionen erklärt. Nachfolgende Ionisierungsenergien steigen dramatisch an: Die zweite Ionisierung erfordert 2298 kJ/mol, die dritte 3822 kJ/mol. Diese Werte reflektieren den zunehmenden Widerstand gegen Elektronenentzug aus stabileren Elektronenkonfigurationen. Thermodynamisch bevorzugt Chlor die Bildung von Chloriden gegenüber anderen Oxidationszuständen in den meisten chemischen Umgebungen.
Chemische Verbindungen und Komplexbildung
Binäre und ternäre Verbindungen
Chlor bildet umfangreiche binäre Verbindungen mit praktisch allen metallischen und nichtmetallischen Elementen. Metallchloride stellen die größte Verbindungsklasse dar, von einfachen ionischen Verbindungen wie NaCl bis zu komplexen Molekülarten wie AlCl3. Natriumchlorid kristallisiert in einem flächenzentrierten kubischen Gitter mit einem Gitterparameter von 5,64 Å und zeigt klassische Ionenbindungseigenschaften. Chlorwasserstoff HCl weist polare kovalente Bindung mit einem Dipolmoment von 1,11 D auf und wirkt als starke Säure in wässriger Lösung. Chloroxide umfassen Cl2O, ClO2, Cl2O6 und Cl2O7, die zunehmende Oxidationszahlen und abnehmende thermische Stabilität zeigen. Kohlenstofftetrachlorid CCl4 weist eine tetraedrische Geometrie mit C-Cl-Bindungslängen von 177 pm auf. Interhalogenverbindungen wie ClF, ClF3 und ClF5 zeigen ungewöhnliche Molekülgeometrien, die durch VSEPR-Theorie bestimmt werden.
Koordinationschemie und organometallische Verbindungen
Chloridionen zeigen vielseitiges Koordinationsverhalten als monodentate Liganden in zahlreichen Metallkomplexen. Koordinationszahlen bewegen sich üblicherweise zwischen vier und sechs, abhängig vom Metallzentrum und sterischen Anforderungen. Übergangsmetallchloridkomplexe weisen unterschiedliche Geometrien auf, darunter tetraedrisch [CoCl4]2- und oktaedrisch [CrCl6]3-. Als Ligand zeigt Chlorid moderate Feldstärke in der spektrochemischen Reihe und verursacht intermediäre Kristallfeldaufspaltung in d-Block-Metallkomplexen. Organochlorverbindungen reichen von einfachen Alkylchloriden bis zu komplexen pharmazeutischen Zwischenprodukten. Metall-Chlor-Bindungen in organometallischen Verbindungen weisen typischerweise ionischen Charakter aufgrund der Elektronegativitätsdifferenzen auf. Katalytische Anwendungen nutzen häufig chloridverbrückte dimerische Strukturen in homogenen und heterogenen Katalysesystemen.
Natürliche Vorkommen und Isotopenanalyse
Geochemische Verteilung und Häufigkeit
Chlor ist das zwanzigsthäufigste Element in der Erdkruste mit durchschnittlichen Konzentrationen von 130 ppm. Aufgrund seiner extremen Reaktivität kommt es nie elementar vor, sondern ausschließlich als Chloridsalze in Sedimentablagerungen und gelösten Ionen in aquatischen Systemen. Verdunstungsablagerungen enthalten riesige Mengen Chloridminerale, vor allem Halit NaCl und Sylvinit KCl, die durch Verdunstung von Meerwasser in abgeschlossenen Becken entstanden sind. Meerwasser enthält etwa 19.000 ppm Chlorid und stellt damit das größte terrestrische Chloridreservoir dar. Grundwasser zeigt variable Chloridkonzentrationen von 1 ppm in unberührten Aquiferen bis über 100.000 ppm in Solelagerstätten. Vulkanische Emissionen tragen Chlorid durch Ausgasung von Chlorwasserstoff bei, während hydrothermale Systeme Chlorid in高温 Mineralbildungsprozessen anreichern.
Kernchemische Eigenschaften und Isotopenzusammensetzung
Natürliches Chlor besteht aus zwei stabilen Isotopen: 35Cl mit 75,76 % Häufigkeit und 37Cl mit 24,24 % Häufigkeit. Beide Isotope besitzen einen Kernspin von 3/2, was NMR-Anwendungen ermöglicht, trotz Verbreiterungseffekten durch nicht-sphärische Ladungsverteilung. Der Massenunterschied zwischen den Isotopen erzeugt messbare Fraktionierungseffekte in natürlichen Systemen und chemischen Prozessen. Kosmogener 36Cl entsteht durch Spallationsreaktionen von kosmischen Strahlen mit atmosphärischem Argon sowie durch Neutronenaktivierung von 35Cl unterhalb der Erdoberfläche, mit natürlichen Verhältnissen von (7-10) × 10-13 gegenüber stabilen Isotopen. Dieses Radionuklid dient als wertvoller geochronologischer Tracer mit einer Halbwertszeit von 301.000 Jahren. Künstliche Radioisotope wie 38Cl (Halbwertszeit 37,2 Minuten) werden durch Neutronenaktivierung erzeugt und in nuklearchemischen Forschungen verwendet. Der Wirkungsquerschnitt für thermische Neutroneneinfangreaktionen durch 35Cl beträgt 44,1 Barn, was die Erzeugung von Radionukliden in Forschungsreaktoren erleichtert.
Industrielle Herstellung und technologische Anwendungen
Extraktions- und Reinigungsverfahren
Die industrielle Chlorproduktion basiert vorwiegend auf dem Chloralkali-Prozess, bei dem Elektrolysezellen Salzsole in Chlorgas, Natronlauge und Wasserstoff zersetzen. Moderne Membranzelltechnologie erreicht Stromausbeuten über 95 % und produziert Chlor mit Reinheiten über 99,5 %. Typische Betriebsbedingungen umfassen Temperaturen von 90-95°C und Stromdichten von 2-4 kA/m2. Alternative Produktionsmethoden wie das Weldon-Verfahren mit Mangan(IV)-oxid und Salzsäure sind aufgrund von Umweltbedenken weitgehend veraltet. Die globale Produktionskapazität nähert sich 80 Millionen Tonnen jährlich, wobei Asien etwa 60 % der weltweiten Produktion beisteuert. Die Reinigung erfolgt durch fraktionierte Destillation zur Entfernung von Wasserdampf und Verunreinigungen, gefolgt von Kompression und Verflüssigung für Transport und Lagerung.
Technologische Anwendungen und zukünftige Perspektiven
Chlor fungiert als grundlegender Baustein in der chemischen Industrie, wobei etwa 65 % in die organische Synthese fließen. PVC-Produktion beansprucht den größten Anteil, gefolgt von chlorierten Lösungsmitteln, Pestiziden und pharmazeutischen Zwischenprodukten. In der Wasseraufbereitung nutzt man Chlor als Desinfektionsmittel mit typischen Dosierungen von 0,5-2,0 mg/L in kommunalen Anlagen. Die Halbleiterindustrie verwendet hochreines Chlor zur Siliziumreinigung und Ätzprozessen in der Mikroelektronikfertigung. Neue Anwendungen umfassen Elektrolytkomponenten für Lithium-Ionen-Batterien und fortschrittliche Materialien für erneuerbare Energiesysteme. Umweltvorschriften beschleunigen die Entwicklung chlorfreier Alternativen, besonders in Konsumgütern und Verpackungsmaterialien. Zukünftige Technologien fokussieren Recycling- und Kreislaufwirtschaftsansätze, um Umweltbelastungen zu reduzieren und gleichzeitig industrielle Kernfunktionen aufrechtzuerhalten.
Geschichtliche Entwicklung und Entdeckung
Mittelalterliche Alchemisten erzeugten chlorhaltige Substanzen durch Erhitzen von Sal ammoniac (Ammoniumchlorid) und Kochsalz, wobei Chlorwasserstoff und diverse chlorierte Produkte entstanden. Jan Baptist van Helmont identifizierte Chlorgas um 1630 als eigenständige Substanz, obwohl seine Elementnatur unklar blieb. Carl Wilhelm Scheeles systematische Untersuchung 1774 beschrieb Chlor durch die Reaktion von Mangan(IV)-oxid mit Salzsäure, wobei er Bleicheeigenschaften, Toxizität und charakteristischen Geruch beobachtete. Scheele nannte die Substanz "dephlogistizierte Muriatluft" gemäß damaligen chemischen Theorien. Die Vorstellung von Säuren als Sauerstoffverbindungen prägte das chemische Denken, weshalb Claude Berthollet Chlor als Sauerstoff-haltige Verbindung eines hypothetischen Elements "Muriaticum" klassifizierte. Joseph Louis Gay-Lussac und Louis-Jacques Thénard unternahmen 1809 Zersetzungsversuche mit unklaren Ergebnissen. Humphry Davys definitive Experimente 1810 bestätigten Chlor als Element, woraus sich der Name vom griechischen "khloros" (blassgrün) ableitete. Michael Faradays Chlorverflüssigung 1823 verbesserte das Verständnis seiner physikalischen Eigenschaften und ermöglichte spätere industrielle Anwendungen.
Zusammenfassung
Chlors einzigartige Kombination aus hoher Reaktivität, industrieller Zugänglichkeit und chemischer Vielseitigkeit begründet seine fundamentale Bedeutung in moderner Technologie und Wissenschaft. Seine Position als elektronegativstes Element der 17. Gruppe nach Fluor, zusammen mit seiner zweiatomigen Molekülstruktur und intermediären physikalischen Eigenschaften, schafft optimale Voraussetzungen für kommerzielle Anwendungen. Aktuelle Forschungsschwerpunkte liegen auf nachhaltigen Produktionsmethoden, Umweltbelastungsreduktion und der Entwicklung chlorfreier Alternativen für Anwendungen, bei denen Toxizitätsbedenken die Funktionalität überwiegen. Fortgeschrittene spektroskopische und computergestützte Methoden vertiefen weiterhin das Verständnis von Chlors Elektronenstruktur und Bindungsverhalten in komplexen Molekülsystemen.

Geben Sie uns Rückmeldungen zu Ihren Erfahrungen mit dem Programm zum Berechnen chemischer Reaktionsgleichungen.
