| Element | |
|---|---|
88RaRadium226.02542
8 18 32 18 8 2 |
|
| Grundlegende Eigenschaften | |
|---|---|
| Ordnungszahl | 88 |
| Atomgewicht | 226.0254 amu |
| Elementfamilie | Erdalkalimetalle |
| Zeitraum | 7 |
| Gruppe | 2 |
| Block | s-block |
| Entdeckungsjahr | 1898 |
| Isotopenverteilung |
|---|
| Keiner |
| Physikalische Eigenschaften | |
|---|---|
| Dichte | 5.5 g/cm3 (STP) |
H (H) 8.988E-5 Meitnerium (Mt) 28 | |
| Schmelzpunkt | 700 °C |
Helium (He) -272.2 Kohlenstoff (C) 3675 | |
| Siedepunkt | 1140 °C |
Helium (He) -268.9 Wolfram (W) 5927 | |
| Chemische Eigenschaften | |
|---|---|
| Oxidationsstufen | +2 |
| Erstes Ionisationspotential | 5.278 eV |
Cäsium (Cs) 3.894 Helium (He) 24.587 | |
| Elektronenaffinität | 0.100 eV |
Nobelium (No) -2.33 Cl (Cl) 3.612725 | |
| Elektronegativität | 0.9 |
Cäsium (Cs) 0.79 F (F) 3.98 | |
| Elektronische Eigenschaften | |
|---|---|
| Elektronen pro Schale | 2, 8, 18, 32, 18, 8, 2 |
| Elektronenkonfiguration | [Rn] 7s2 |
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Bohrsches Atommodell
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Orbitalbox-Diagramm
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| Valenzelektronen | 2 |
| Lewis-Punktstruktur |
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| Orbitale Visualisierung | |
|---|---|
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| Elektronen | - |
Radium (Ra): Periodensystem-Element
Abstract
Radium (Ra, Ordnungszahl 88) repräsentiert das schwerste natürlich vorkommende Erdalkalimetall und das einzige radioaktive Element der Gruppe 2 im Periodensystem. Dieses hochradioaktive Element zeigt charakteristische metallische Eigenschaften mit einem silberweißen Aussehen, das sich bei Luftexposition schnell oxydiert. Radium besitzt aufgrund seines Alpha-Zerfalls einzigartige radiolumineszente Eigenschaften, die historisch breite Anwendungen in selbstleuchtenden Farben und medizinischen Behandlungen ermöglichten. Das Element hat eine Dichte von 5,5 g/cm³, einen Schmelzpunkt von 696 °C und kristallisiert in einer körperzentrierten kubischen Struktur. Alle bekannten Radiumisotope sind radioaktiv, wobei Ra-226 mit einer Halbwertszeit von 1.600 Jahren das stabilste ist. Das natürliche Vorkommen ist extrem begrenzt und findet sich hauptsächlich als Zerfallsprodukt in Uran- und Thoriumerzen. Moderne Anwendungen beschränken sich auf spezialisierte Verfahren der Nuklearmedizin aufgrund der erheblichen radiologischen Gefahren des Elements und seiner Zerfallsprodukte.
Einführung
Radium nimmt eine einzigartige Position unter den Erdalkalimetallen ein, da es das einzige radioaktive Element der Gruppe 2 ist und sich mit der Ordnungszahl 88 im siebten Periodensystem-Zyklus befindet. Die Elektronenkonfiguration [Rn]7s² verortet es direkt unterhalb von Barium und bestimmt sein chemisches Verhalten durch zwei Valenzelektronen im äußersten s-Orbital. Die Entdeckung 1898 durch Marie und Pierre Curie markierte einen Wendepunkt in der Radioaktivitätsforschung und der Entwicklung der Kernchemie. Radium folgt den erwarteten periodischen Trends mit zunehmendem Atomradius und abnehmender Ionisierungsenergie im Vergleich zu leichten Gruppe-2-Elementen, zeigt gleichzeitig einzigartige Eigenschaften aufgrund seiner starken Radioaktivität. Natürlicher Radiumvorkommen ist ausschließlich als Zerfallsprodukt in den Uran-238-, Uran-235- und Thorium-232-Zerfallsreihen zu finden, wobei die geringe Erdkrustenhäufigkeit spezialisierte Extraktionsmethoden erfordert. Aufgrund seiner hohen spezifischen Aktivität und Strahlungsgefahren sind kommerzielle Anwendungen weitgehend obsolet, doch das Element bleibt in der Nuklearmedizin und der Grundlagenforschung der Kernphysik relevant.
Physikalische Eigenschaften und atomare Struktur
Grundlegende atomare Parameter
Radiums Atomstruktur besteht aus 88 Protonen und typischerweise 138 Neutronen im stabilsten Isotop Ra-226, was einer Atommasse von 226,0254 atomaren Masseneinheiten entspricht. Die Elektronenkonfiguration [Rn]7s² zeigt eine vollständige Füllung aller inneren Elektronenschalen bis zum Radon-Edelgas-Kern an, mit zwei Elektronen im siebten Hauptenergieniveau des s-Orbitals. Diese Konfiguration erzeugt eine effektive Kernladung von etwa +2,2 für die Valenzelektronen, wobei die Abschirmwirkung durch die umfangreiche innere Elektronenwolke berücksichtigt wird. Atomradiusmessungen ergeben einen Wert von 215 pm für den metallischen Radius, der größte Wert innerhalb der Erdalkalimetalle und konsistent mit periodischen Trends. Der Ionenradius von Ra²⁺ beträgt 148 pm, was eine erhebliche Kontraktion nach dem Verlust der Valenzelektronen und die Bildung des stabilen dipositiven Kations zeigt. Die erste und zweite Ionisierungsenergie liegen bei 5,279 eV bzw. 10,147 eV, was die relativ geringe Bindungsenergie der Valenzelektronen und den erheblichen Energiebedarf zur Entfernung weiterer Elektronen aus dem Ra²⁺-Ion reflektiert.
Makroskopische physikalische Merkmale
Reines Radium zeigt einen charakteristischen silberweißen metallischen Glanz, der sich durch atmosphärische Oxidation rasch verdunkelt. Das Element neigt besonders zur Bildung von Radiumnitrid (Ra₃N₂) statt Oxid in Luft, wodurch die beobachtbare schwarze Oberflächenbeschichtung entsteht. Kristallographische Analysen zeigen eine körperzentrierte kubische Struktur unter Standardbedingungen, mit einem Gitterparameter entsprechend Ra-Ra-Bindungsabständen von 514,8 pm. Diese Anordnung entspricht der von Barium und repräsentiert die thermodynamisch stabile Phase unter Umgebungsbedingungen. Radium hat eine Dichte von 5,5 g/cm³, die höchste aller Erdalkalimetalle und konsistent mit dem erwarteten Anstieg der Atommasse innerhalb der Gruppe. Thermische Eigenschaften umfassen einen Schmelzpunkt von 696 °C (969 K) und einen Siedepunkt von 973 °C (1246 K), beide Werte liegen unterhalb derer von Barium und zeigen den Fortgang der periodischen Trends trotz der Radioaktivität. Die Wärmekapazität beträgt etwa 25,0 J/(mol·K) bei 298 K, die Wärmeleitfähigkeit erreicht 18,6 W/(m·K). Die starke Radioaktivität verursacht kontinuierliche Selbsterhitzung mit Energiedepositionsraten von etwa 0,676 W/g für Ra-226, wodurch Proben gegenüber Umgebungstemperaturen erhitzt werden.
Chemische Eigenschaften und Reaktivität
Elektronische Struktur und Bindungsverhalten
Die [Rn]7s²-Elektronenkonfiguration bestimmt das chemische Verhalten von Radium durch die leichte Abgabe von zwei Valenzelektronen zur Erreichung der stabilen Radon-Edelgaskonfiguration. Unter normalen Bedingungen bildet sich ausschließlich der Ra²⁺-Oxidationszustand, der in wässrigen und festen Umgebungen thermodynamisch bevorzugt ist. Radium zeigt typisches metallisches Bindungsverhalten im elementaren Zustand, wobei die delokalisierte Elektronendichte zur elektrischen Leitfähigkeit und mechanischen Eigenschaften beiträgt. Das Element ist stark elektropositiv mit einer Elektronegativität von 0,9 auf der Pauling-Skala, was eine ausgeprägte Elektronenspende in chemischen Bindungen anzeigt. Die Koordinationschemie basiert hauptsächlich auf ionischen Wechselwirkungen mit elektronegativen Spezies, zeigt jedoch bei Bindung an stark polarisierbare Liganden kovalente Anteile. Bindungslängen in Radiumverbindungen übertreffen die leichterer Erdalkalimetalle, wobei Ra-O-Abstände typischerweise 2,7–2,9 Å im Oxid-Milieu und Ra-Halogen-Bindungen 3,0–3,2 Å je nach Halogenid erreichen. Der große Ionenradius von Ra²⁺ ermöglicht hohe Koordinationszahlen, meist 8–12 in Festkörperstrukturen.
Elektrochemische und thermodynamische Eigenschaften
Radium zeigt stark reduzierendes elektrochemisches Verhalten mit einem Standardreduktionspotential von −2,916 V für das Ra²⁺/Ra-Paar, was es zum elektropositivsten Erdalkalimetall macht. Dieser Wert zeigt die ausgeprägte Oxidationsneigung und erklärt die schnelle Reaktion mit Wasser und atmosphärischen Bestandteilen. Aufeinanderfolgende Ionisierungsenergien folgen dem erwarteten Muster der Gruppe 2, wobei die erste Ionisierungsenergie von 5,279 eV die schwache Bindung der äußersten 7s-Elektronen widerspiegelt. Die zweite Ionisierungsenergie von 10,147 eV repräsentiert die deutlich höhere Energie zur Entfernung eines dritten Elektrons aus dem Ra⁺-Ion, bleibt jedoch unter normalen Bedingungen zugänglich. Elektronenaffinitätsmessungen zeigen einen geringen positiven Wert von etwa 0,1 eV, konsistent mit dem generellen Trend der Erdalkalimetalle zu minimaler Elektronenaufnahme. Die thermodynamische Stabilität von Radiumverbindungen variiert stark je nach Gegenion, wobei Fluoride und Sulfate besonders hohe Gitterenergien aufweisen. Standardbildungsenthalpien für häufige Radiumverbindungen umfassen −1037 kJ/mol für RaF₂, −996 kJ/mol für RaO und −1365 kJ/mol für RaSO₄, was die erhebliche Energiefreisetzung bei der Bildung des Ra²⁺-Ions und seiner Kristallisation widerspiegelt.
Chemische Verbindungen und Komplexbildung
Binäre und ternäre Verbindungen
Radium bildet eine umfangreiche Reihe binärer Verbindungen mit typischen stöchiometrischen und strukturellen Merkmalen der Erdalkalimetalle. Das Oxid RaO kristallisiert in der Steinsalzstruktur mit deutlich ionischem Charakter, ist jedoch unter atmosphärischen Bedingungen instabil und wandelt sich in Hydroxid- und Carbonatphasen um. Radiumfluorid (RaF₂) adoptiert die für Erdalkalifluoride typische Fluoritstruktur, wobei Ra²⁺-Ionen kubische Koordinationsstellen mit acht Fluoridanionen einnehmen. Diese Verbindung zeichnet sich durch außergewöhnliche thermische Stabilität und geringe Löslichkeit in wässrigen Medien aus, Eigenschaften, die in radiochemischen Trennverfahren genutzt werden. Radiumchlorid (RaCl₂) kristallisiert in der Rutilstruktur und zeigt starke Hygroskopizität, wobei es unter normaler Luftfeuchtigkeit hydratisierte Spezies bildet. Radiumbromid und -iodid folgen ähnlichen Strukturen mit zunehmendem ionischem Charakter und abnehmender Gitterenergie aufgrund der größeren Halogenidionen. Sulfatbildung erzeugt RaSO₄ mit extrem geringer wässriger Löslichkeit (Kₛₚ = 4,0 × 10⁻¹¹), das häufig zur analytischen Trennung durch Fällung genutzt wird. Radiumcarbonat (RaCO₃) fällt rasch aus alkalischen Lösungen aus, während Ra₃(PO₄)₂ vergleichbare geringe Löslichkeit aufweist. Ternäre Verbindungen umfassen gemischte Halogenide und komplexe Sulfate, doch diese sind aufgrund radiologischer Handhabungseinschränkungen kaum systematisch erforscht.
Koordinationschemie und organometallische Verbindungen
Die Bildung von Koordinationskomplexen mit Radiumzentren erfolgt vorwiegend mit harten Donorliganden, die elektrostatische Wechselwirkungen mit dem großen, hochgeladenen Ra²⁺-Ion ermöglichen. In wässriger Umgebung entstehen typischerweise [Ra(H₂O)₈]²⁺ oder [Ra(H₂O)₁₂]²⁺, abhängig von Temperatur und Lösungsbedingungen, mit Wasseranordnungen in quadratisch antiprismatischer oder ikosaedrischer Geometrie. Kronenether zeigen besondere Affinität zu Ra²⁺-Ionen, wobei 18-Kronen-6 und größere Makrocycle stabile Komplexe bilden, die selektive Extraktion aus Kationengemischen erlauben. Der große Ionenradius begünstigt die Wechselwirkung mit mehrzähnigen Liganden wie EDTA, doch die resultierenden Komplexe weisen geringere Stabilitätskonstanten auf als jene leichterer Erdalkalimetalle. Cryptand-Liganden bieten erhöhte Selektivität und Bindungsstärke, wobei [2.2.2]Cryptand äußerst stabile Ra²⁺-Komplexe bildet, geeignet für radiochemische Anwendungen. Die organometallische Chemie von Radium ist aufgrund der Radioaktivität und des stark elektropositiven Charakters weitgehend unerforscht, da stabile Kohlenstoff-Radium-Bindungen unter normalen Bedingungen nicht existieren. Isolierte Synthesen deuten auf mögliche Grignard-Typ-Verbindungen unter streng wasserfreien Bedingungen hin, die jedoch extreme Reaktivität und geringe thermische Stabilität zeigen würden.
Natürliches Vorkommen und isotopenanalytische Betrachtung
Geochemische Verbreitung und Häufigkeit
Radium zeigt eine äußerst geringe Erdkrustenhäufigkeit von etwa 1 × 10⁻¹⁰% Gewichtsanteil, was es zu einem der seltensten natürlichen Elemente macht. Diese Seltenheit resultiert aus seiner exklusiven Entstehung durch radioaktive Zerfallsprozesse und den vergleichsweise kurzen Halbwertszeiten seiner Isotope gegenüber geologischen Zeitskalen. Das natürliche Vorkommen ist eng mit Uran- und Thoriumlagerstätten verknüpft, wo es im sekulären Gleichgewicht mit den Mutterradionukliden der Zerfallsreihen steht. Primäre Uranerze wie Pechblende, Carnotit und Autunit enthalten Radiumkonzentrationen von 0,1–0,3 mg Ra pro kg Erz, was etwa einem Radiumanteil von 1:10⁶ relativ zu Uranaktivität entspricht. Thoriumhaltige Minerale wie Thorit und Monazitsande liefern zusätzliche Radiumquellen durch die Thorium-232-Zerfallsreihe, doch die Konzentrationen sind niedriger als in Uranerzen. Das geochemische Verhalten ähnelt dem von Barium aufgrund vergleichbarer Ionenradien und Ladungsdichte, was zu gemeinsamer Fällung in Baryt (BaSO₄)-Strukturen und Anreicherung in sedimentären Umgebungen führt. Marine Systeme weisen gelöste Radiumkonzentrationen von 0,08–0,1 Bq/m³ auf, aufrechterhalten durch kontinentale Verwitterungsprozesse und submarinen Grundwasserabfluss. Thermalquellen und geothermische Systeme zeigen erhöhte Radiumwerte durch verstärkte Auslaugung der Quellgesteine bei hohen Temperaturen.
Kernchemische Eigenschaften und isotopenanalytische Zusammensetzung
Bislang wurden 33 Radiumisotope mit Massenzahlen von 202 bis 234 identifiziert, alle zeigen radioaktiven Zerfall mit Halbwertszeiten von Mikrosekunden bis zu Jahrtausenden. Vier Isotope kommen natürlich in den primordialen Zerfallsreihen vor: Ra-226 (t₁/₂ = 1600 Jahre) aus der Uran-238-Reihe, Ra-223 (t₁/₂ = 11,4 Tage) aus Uran-235-Zerfall, Ra-224 (t₁/₂ = 3,64 Tage) und Ra-228 (t₁/₂ = 5,75 Jahre) aus der Thorium-232-Zerfallsreihe. Ra-226 ist das häufigste und am besten erforschte Isotop, das etwa 99,9% des natürlichen Radiums ausmacht und als Hauptquelle für industrielle Anwendungen dient. Es zerfällt durch Alphazerfall unter Emission von 4,871 MeV Alphastrahlung und erzeugt Radon-222 als Tochterprodukt. Der Zerfall zeigt eine spezifische Aktivität von 1,0 Ci/g (37 GBq/g), ausreichend für beobachtbare radiolumineszente Effekte in phosphorhaltigen Materialien. Ra-223 ist besonders in der Nuklearmedizin relevant durch sein Alphazerfallsprofil und kurze Halbwertszeit, die gezielte Therapieprotokolle mit begrenzter Langzeitstrahlung ermöglichen. Kernspinresonanzstudien zeigen, dass Ra-226 keinen Kernspin hat, während Ra-223 einen Spin-3/2-Grundzustand mit einem magnetischen Moment von +0,271 Kernmagnetonen aufweist. Der Neutroneneinfangquerschnitt für thermische Neutronen beträgt etwa 36 Barn, was eine erhebliche Neutronenabsorptionswahrscheinlichkeit und Relevanz für Reaktorneutronikberechnungen unterstreicht.
Industrielle Produktion und technologische Anwendungen
Extraktions- und Reinigungsverfahren
Die industrielle Radiumproduktion basierte historisch auf der Großverarbeitung von Uranerzkonzentraten, mit Ausbeuten von typischerweise 0,3–0,7 mg Radium pro Tonne verarbeiteter Pechblende. Der Extraktionsprozess begann mit dem Aufschluss des gemahlenen Erzes in konzentrierter Schwefelsäure bei erhöhter Temperatur, gefolgt von der selektiven Fällung von Radium- und Bariumsulfaten. Fraktionierte Kristallisation erlaubte die Trennung von Radium vom häufigeren Barium durch wiederholte Umkristallisation gemischter Chloridlösungen, wobei subtile Löslichkeitsunterschiede ausgenutzt wurden. Marie Curie musste mehrere Tonnen Pechblenderückstände verarbeiten, um Dezigramm-Mengen an Radiumverbindungen zu isolieren, was die extreme Verdünnung des Elements in natürlichen Quellen verdeutlichte. Moderne Trennverfahren nutzen Ionenaustausch-Chromatographie mit selektiven Elutionsprotokollen zur Gewinnung hochreiner Radiumfraktionen aus Uranmühlenrückständen oder der Aufbereitung abgebrannter Brennelemente. Die Kronenether-Extraktion bietet erhöhte Selektivität für Ra²⁺-Ionen gegenüber konkurrierenden Erdalkali-Ionen, wodurch Konzentrationsfaktoren über 10⁴ in Einzelstufenoperationen erreicht werden. Die globale Jahresproduktion ist äußerst begrenzt, geschätzt unter 100 Gramm, und stammt hauptsächlich aus spezialisierten Nuklearanlagen statt dedizierter Bergbauerwerke. Die Reinigung auf Reaktorgrad erfordert mehrere chromatographische Stufen zur Erreichung von Radionuklidreinheiten über 99,9% und Minimierung von Kontaminationen durch andere Alphaemitter.
Technologische Anwendungen und zukünftige Perspektiven
Historische Radiumanwendungen nutzten seine radiolumineszenten Eigenschaften zur Entwicklung selbstleuchtender Farben für Uhrenzifferblätter, Flugzeuginstrumente und Notfallbeschilderung im frühen bis mittleren 20. Jahrhundert. Diese Anwendungen basierten auf der kontinuierlichen Anregung von Zinksulfid-Phosphoren durch Ra-226-Alphastrahlung, die eine anhaltende grüne Lumineszenz ohne externe Energiequelle erzeugte. Mit Erkenntnis der schwerwiegenden Gesundheitsgefahren durch Radiumexposition wurden die meisten kommerziellen Anwendungen bis in die 1970er eingestellt und durch sicherere Alternativen wie Tritium-aktivierte Phosphore ersetzt. Heutige medizinische Anwendungen konzentrieren sich auf Ra-223 in der gezielten Alpha-Therapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs, wobei die präferierte Knochenansammlung und kurzreichweitige Alphastrahlung eine lokal begrenzte Tumorbestrahlung mit minimalem Schaden am umgebenden Gewebe ermöglichen. Forschungsanwendungen umfassen Ra-Be-Neutronenquellen für Neutronenaktivierungsanalysen und Kernphysikexperimente, doch diese werden zunehmend durch beschleunigerbasierte Neutronengeneratoren ersetzt. Spezialisierte Reaktoranwendungen nutzen Radiumquellen für Reaktorstart und Neutronenflussüberwachung, doch regulatorische Einschränkungen beschränken dies auf spezialisierte Einrichtungen. Die Perspektiven für erweiterte Radiumanwendungen sind durch intrinsische radiologische Gefahren und verfügbare Alternativen begrenzt, wobei die Relevanz in spezialisierten Nuklearmedizin-Protokollen und grundlegender Kernforschung bleibt.
Geschichtliche Entwicklung und Entdeckung
Die Entdeckung von Radium entstand aus den systematischen Untersuchungen von Marie und Pierre Curie zu radioaktiven Phänomenen in uranhaltigen Mineralien, beginnend mit der Analyse von Pechblenderückständen mit anomal hoher Radioaktivität im Jahr 1898. Die ersten Trennbemühungen fokussierten sich auf unbekannte radioaktive Bestandteile, deren Aktivität Uran überstieg, und führten zur Identifizierung von Polonium und Radium durch fraktionierte Kristallisation. Die Verkündung der Radiumentdeckung am 26. Dezember 1898 bei der Französischen Akademie der Wissenschaften markierte einen Meilenstein der Kernchemie, doch die Isolation reinen Radiummetalls erforderte weitere zwölf Jahre intensiver Forschung. Marie Curie gelang 1902 durch die Verarbeitung von drei Tonnen Pechblenderückständen die Gewinnung von 0,1 g reinem Radiumchlorid, wofür sie 1911 den Nobelpreis für Chemie erhielt. Die elektrolytische Isolation des Metalls erfolgte 1910 in Zusammenarbeit mit André-Louis Debierne durch Quecksilberkathoden-Elektrolyse von Radiumchloridlösungen und nachfolgende Quecksilberdestillation. Die industrielle Großproduktion begann um 1913 in Österreich und den USA, getrieben durch Nachfrage nach radiolumineszenten Anwendungen und medizinischen Behandlungen. Der Elementname leitet sich vom lateinischen „radius“ (Strahl) ab, was auf die intensive Radioaktivität verweist, die die frühen Forscher faszinierte. Das wissenschaftliche Verständnis der Kernmerkmale entwickelte sich schrittweise durch die Arbeiten von Ernest Rutherford, Otto Hahn und anderen, die Zerfallsreihen aufklärten und die Grundprinzipien radioaktiver Transformation etablierten. Die Erkenntnis der schwerwiegenden Gesundheitsgefahren erfolgte durch tragische Fälle der Radiumuhrmacher in den 1920er Jahren, was zur Einführung von Strahlenschutzstandards und Grundlagen der Arbeitsmedizin führte.
Zusammenfassung
Radium nimmt unter den chemischen Elementen eine einzigartige Position ein als schwerstes natürlich vorkommendes Erdalkalimetall und einziges radioaktives Element seiner Gruppe. Die Kombination aus typischem Gruppe-2-Verhalten und ausgeprägter Radioaktivität prägte seine wissenschaftliche und technologische Bedeutung über ein Jahrhundert nach seiner Entdeckung. Während historische Anwendungen in leuchtenden Farben und frühen medizinischen Behandlungen aufgrund radiologischer Gefahren weitgehend eingestellt wurden, bleibt Radium in spezialisierten Nuklearmedizin-Protokollen und der Kernphysikforschung relevant. Das aktuelle Verständnis seiner Eigenschaften basiert auf anspruchsvollen theoretischen und experimentellen Untersuchungen zu Atomstruktur, Zerfallsprozessen und Koordinationschemie. Zukünftige Forschung wird sich voraussichtlich auf gezielte Alpha-Therapie, verbesserte Trenn- und Reinigungsverfahren und potenzielle Anwendungen in fortgeschrittenen Kernreaktoren konzentrieren. Die extreme Seltenheit und Handhabungsherausforderungen sichern, dass Radium primär wissenschaftliches Interesse bleibt und als wertvolle Sonde für die Erforschung der Schwermetallchemie und radioaktiver Zerfallsprozesse in grundlegenden und angewandten Nuklearwissenschaftskontexten dient.

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