| Element | |
|---|---|
94PuPlutonium244.06422
8 18 32 24 8 2 |
|
| Grundlegende Eigenschaften | |
|---|---|
| Ordnungszahl | 94 |
| Atomgewicht | 244.0642 amu |
| Elementfamilie | Actinoide |
| Zeitraum | 7 |
| Gruppe | 2 |
| Block | s-block |
| Entdeckungsjahr | 1940 |
| Isotopenverteilung |
|---|
| Keiner |
| Physikalische Eigenschaften | |
|---|---|
| Dichte | 19.84 g/cm3 (STP) |
H (H) 8.988E-5 Meitnerium (Mt) 28 | |
| Schmelzpunkt | 640 °C |
Helium (He) -272.2 Kohlenstoff (C) 3675 | |
| Siedepunkt | 3327 °C |
Helium (He) -268.9 Wolfram (W) 5927 | |
| Chemische Eigenschaften | |
|---|---|
| Oxidationsstufen (weniger häufig) | +4 (+2, +3, +5, +6, +7, +8) |
| Erstes Ionisationspotential | 6.060 eV |
Cäsium (Cs) 3.894 Helium (He) 24.587 | |
| Elektronenaffinität | -0.500 eV |
Nobelium (No) -2.33 Cl (Cl) 3.612725 | |
| Elektronegativität | 1.28 |
Cäsium (Cs) 0.79 F (F) 3.98 | |
| Elektronische Eigenschaften | |
|---|---|
| Elektronen pro Schale | 2, 8, 18, 32, 24, 8, 2 |
| Elektronenkonfiguration | [Rn] 5f6 |
|
Bohrsches Atommodell
| |
|
Orbitalbox-Diagramm
| |
| Valenzelektronen | 8 |
| Lewis-Punktstruktur |
|
| Orbitale Visualisierung | |
|---|---|
|
| |
| Elektronen | - |
Plutonium (Pu): Element des Periodensystems
Zusammenfassung
Plutonium (Symbol Pu, Ordnungszahl 94) repräsentiert ein einzigartiges Actinid-Element, gekennzeichnet durch komplexe elektronische Struktur und außergewöhnliche nukleare Eigenschaften. Dieses synthetische Transuran-Element zeigt sechs verschiedene kristallographische Allotrope bei Umgebungsdruck, mit Dichteschwankungen zwischen 16,00 und 19,86 g/cm³. Das Element demonstriert multiple Oxidationszustände von +3 bis +7, wobei der +4-Zustand in wässriger Lösung am häufigsten vorkommt. Alle Plutoniumisotope sind radioaktiv, wobei ²³⁹Pu eine Halbwertszeit von 24.100 Jahren besitzt und als primäres spaltbares Isotop für nukleare Anwendungen dient. Die 5f-Elektronenkonfiguration des Elements positioniert es an der Grenze zwischen lokalisiertem und delokalisiertem Elektronenverhalten, was zu seinen ungewöhnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften beiträgt. Plutoniumverbindungen umfassen vielfältige binäre und ternäre Spezies, wobei PuO₂ unter Standardbedingungen das thermodynamisch stabilste Oxid darstellt.
Einführung
Plutonium nimmt in der Actinid-Reihe des Periodensystems die Position 94 ein und ist das zweite durch künstliche Kernsynthese entdeckte Transuran-Element. Das Element weist die Elektronenkonfiguration 5f⁶7s² im Grundzustand auf, was es zu einem der elektronisch komplexesten Elemente der Chemie macht. Seine Entdeckung im Dezember 1940 an der University of California, Berkeley, durch Deuteronenbeschuß von Uran-238 markierte einen Meilenstein in der Kernchemie und Physik. Seine spezielle Position in der Actinid-Reihe spiegelt den Übergangscharakter der 5f-Elektronen wider, die Eigenschaften zwischen den lokalisierten 4f-Elektronen der Lanthanoide und den delokalisierten d-Elektronen der Übergangsmetalle zeigen.
Das chemische Verhalten von Plutonium reflektiert die komplexe Wechselwirkung zwischen seiner Elektronenstruktur und nuklearen Instabilität. Das Element zeigt bemerkenswerten Polymorphismus mit sechs verschiedenen kristallographischen Modifikationen bei Normaldruck – eine Eigenschaft, die unter Metallen einzigartig ist. Diese strukturelle Komplexität, kombiniert mit radioaktivem Zerfall, verursacht zeitabhängige Veränderungen physikalischer Eigenschaften durch Selbstbestrahlungsschäden. Seine Bedeutung erstreckt sich über die Grundlagenchemie hinaus auf die Nukleartechnologie, wo seine spaltbaren Isotope sowohl in der Energieerzeugung als auch in Waffen eine Schlüsselrolle spielen.
Physikalische Eigenschaften und atomare Struktur
Grundlegende atomare Parameter
Plutonium besitzt die Ordnungszahl 94 und eine komplexe Elektronenkonfiguration von [Rn]5f⁶7s² im Grundzustand. Allerdings zeigt das Element erhebliche Konfigurationsmischung, wobei konkurrierende 5f⁶7s²- und 5f⁵6d¹7s²-Anordnungen zu seiner Elektronenstruktur beitragen. Die 5f-Orbitale stellen einen einzigartigen Fall im Periodensystem dar, da sie an der Grenze zwischen lokalisiertem und delokalisiertem Verhalten existieren. Dieses intermediäre Charakteristikum zeigt sich in ungewöhnlichen magnetischen Eigenschaften und komplexen chemischen Bindungsmustern, die sich sowohl von Lanthanoiden als auch von Übergangsmetallen unterscheiden.
Der Atomradius von Plutoniummetall variiert stark mit Temperatur und Allotropform, was seinem komplexen Strukturverhalten entspricht. Der metallische Radius in der α-Phase beträgt etwa 151 pm, wobei die Ionenradien vom Oxidationszustand und Koordinationsumgebung abhängen. Für das häufigste Pu⁴⁺-Ion in oktaedrischer Koordination liegt der Ionenradius bei ungefähr 86 pm, während das größere Pu³⁺-Ion einen Radius von 101 pm aufweist. Diese Werte reflektieren die Actinid-Kontraktion, die analog zur Lanthanid-Kontraktion verläuft, jedoch stärker ausgeprägt ist aufgrund der schlechten Abschirmung durch 5f-Elektronen.
makroskopische physikalische Merkmale
Plutoniummetall zeigt durch seine sechs Allotrope bei Normaldruck eine außergewöhnliche strukturelle Komplexität. Die α-Phase, stabil bei Raumtemperatur, kristallisiert in monokliner Struktur mit hoher Komplexität, enthält 16 Atome pro Elementarzelle und weist eine Dichte von 19,86 g/cm³ auf. Diese Struktur mit niedriger Symmetrie führt zu Sprödigkeit und schlechten mechanischen Eigenschaften. Beim Erwärmen auf 125°C wandelt sie sich in die β-Phase um, gefolgt von Übergängen zur γ-, δ-, δ' und ε-Phase vor dem Schmelzen bei 640°C.
Die δ-Phase, stabil zwischen 310°C und 452°C, zeigt eine kubisch-flächenzentrierte Struktur mit reduzierter Dichte von 15,92 g/cm³. Im Vergleich zur spröden α-Phase ist diese Phase bemerkenswert duktil und verformbar. Die Dichtereduktion von etwa 25 % während der α→δ-Transformation gehört zu den größten Volumenänderungen bei metallischen Phasenübergängen. Die Wärmeleitfähigkeit von 6,74 W/m·K bei Raumtemperatur zeigt schlechte Wärmetransporteigenschaften, während der elektrische Widerstand von 146 μΩ·cm semiconduktorartiges Verhalten statt typischer metallischer Leitfähigkeit anzeigt.
Frisch hergestelltes Plutoniummetall hat silbrigen Glanz, oxidiert jedoch rasch in Luft zu einer grauen Oxidschicht. Der Siedepunkt von 3228°C ermöglicht einen flüssigen Bereich von über 2500 K, einer der größten bei Metallen. Die Wärmekapazität beträgt 35,5 J/mol·K bei 298 K mit starker Temperaturabhängigkeit, die auf elektronische und magnetische Beiträge der 5f-Elektronen zurückzuführen ist.
Chemische Eigenschaften und Reaktivität
Elektronenstruktur und Bindungsverhalten
Die chemische Reaktivität von Plutonium leitet sich primär von seiner 5f-Elektronenkonfiguration und den ungewöhnlichen Energieverhältnissen zwischen 5f-, 6d- und 7s-Orbitalen ab. Das Element zeigt in wässriger Lösung bevorzugt Oxidationszustände +3 bis +6, wobei +4 mit dem Pu⁴⁺-Ion dominierend ist. Der +3-Zustand manifestiert sich als blau-violettes Pu³⁺, während das +5-Plutonyl-Ion PuO₂⁺ pink färbt. Seltenere Zustände +2 und +7 sind unter spezifischen Bedingungen nachweisbar.
Bindungen in Plutoniumverbindungen entstehen durch komplexe Orbitalmischung zwischen 5f, 6d und 7p, mit kovalenten Anteilen überwiegend ionischer Wechselwirkungen. Die 5f-Orbitale sind stärker an Bindungen beteiligt als die 4f-Orbitale der Lanthanoide, was zu größerer struktureller Diversität und unüblichen Koordinationsgeometrien führt. Koordinationszahlen von 6 bis 12 kommen in Feststoffverbindungen vor, wobei 8-fach koordinierte Geometrien für Pu³⁺ und Pu⁴⁺ besonders verbreitet sind.
Elektrochemische und thermodynamische Eigenschaften
Das elektrochemische Verhalten spiegelt die Stabilitätsverhältnisse seiner Oxidationszustände wider. Standardreduktionspotenziale zeigen relative Stabilität: Das Pu⁴⁺/Pu³⁺-Paar hat E° = +0,98 V, während PuO₂⁺/Pu⁴⁺ E° = +0,92 V aufweist. Diese Werte zeigen thermodynamische Instabilität von Pu⁴⁺ gegenüber Disproportionierung in Pu³⁺ und PuO₂⁺, wobei kinetische Faktoren den +4-Zustand in sauren Lösungen stabilisieren.
Elektronenaffinität und Ionisierungsenergien reflektieren die progressive Entfernung von 5f-Elektronen. Die erste Ionisierungsenergie von 584,7 kJ/mol vergleicht mit Uran (597,6 kJ/mol), was den erwarteten Abnahme in der Actinid-Reihe entspricht. Aufeinanderfolgende Ionisierungsenergien zeigen irreguläre Muster durch Elektronenabstoßung und Orbitalreorganisation, wobei die vierte Ionisierungsenergie mit 3900 kJ/mol aufgrund der Stabilität der 5f⁵-Konfiguration besonders hoch ist.
Chemische Verbindungen und Komplexbildung
Binäre und ternäre Verbindungen
Plutoniumoxidchemie zeigt bemerkenswerte Komplexität mit mehreren stöchiometrischen Phasen. Das Dioxid PuO₂ ist thermodynamisch am stabilsten und kristallisiert in Fluoritstruktur mit Gitterparameter a = 5,396 Å. Diese kubische Phase bleibt bis 2400°C stabil und zeigt außergewöhnliche thermische Beständigkeit. Das Monoxid PuO kristallisiert in Steinsalzstruktur, hat jedoch schmaleren Stabilitätsbereich und neigt zur Disproportionierung. Das Sesquioxid Pu₂O₃ adoptiert die hexagonale Lanthan-Sesquioxidstruktur und zeigt stark pyrophores Verhalten.
Plutoniumhalogenide umfassen alle vier Halogenarten in verschiedenen Oxidationszuständen. Das Trifluorid PuF₃ kristallisiert in LaF₃-Struktur mit violetter Färbung, während Tetrafluorid PuF₄ die monokline UF₄-Struktur einnimmt. Analog verhalten sich Chloride PuCl₃ und PuCl₄, wobei Trichlorid smaragdgrün und Tetrachlorid gelb-grün erscheint. Plutoniumhexafluorid PuF₆ existiert als flüchtiger brauner Feststoff bei Raumtemperatur und zeigt die Fähigkeit des Elements, hohe Oxidationszustände in fluorreichen Umgebungen zu erreichen.
Ternäre Verbindungen umfassen diverse Oxyhalogenide wie PuOCl, PuOBr und PuOI, die typischerweise geschichtete Strukturen der binären Oxide und Halogenide beibehalten. Plutoniumcarbid PuC kristallisiert in Steinsalzstruktur und zeigt metallische Leitfähigkeit, während das Nitrid PuN ähnliche Struktureigenschaften mit höherer thermischer Stabilität aufweist.
Koordinationschemie und metallorganische Verbindungen
Die Koordinationschemie von Plutonium spiegelt seine mehrfach zugänglichen Oxidationszustände und flexiblen Koordinationsanforderungen wider. Aquatische Pu⁴⁺-Ionen bilden leicht Hydrolyseprodukte und polynukleare Spezies, wobei hydroxo-verbrückte Dimeren und Oligomeren bevorzugt entstehen. Komplexbildung mit Sauerstoffdonorliganden wie Acetat, Oxalat und EDTA erzeugt stabile Chelatkomplexe mit Koordinationszahlen zwischen 8 und 10. Die Geometrie nähert sich häufig einem quadratischen Antiprisma oder einem doppelt abgedeckten trigonalen Prisma.
Die metallorganische Plutoniumchemie umfasst Cyclopentadienyl-Derivate, insbesondere Plutonocen Pu(C₅H₅)₃ und verwandte Sandwichverbindungen. Diese Komplexe zeigen ungewöhnliche Bindungseigenschaften durch Beteiligung von 5f-Orbitalen an Metall-Ligand-Wechselwirkungen. Das Plutonocen-Molekül weist eine gebogene Sandwichgeometrie auf, im Gegensatz zur parallelen Ringanordnung in Ferrocen, was die gerichtete Natur der 5f-Orbitalbindungen unterstreicht.
Phosphin- und Arsinkomplexe sind Beispiele für Koordination mit weichen Donorliganden. Diese Verbindungen zeigen oft niedrigere Koordinationszahlen aufgrund sterisch anspruchsvoller Liganden und erhebliche kovalente Bindungsanteile. Synthese und Charakterisierung solcher Komplexe erfordern strikte Luft- und Feuchtigkeitsausschließung aufgrund des reduzierenden Charakters vieler Plutoniumoxidationszustände.
Natürliche Vorkommen und isotopische Analyse
Geochemische Verteilung und Häufigkeit
Plutonium kommt in der Natur nur in extrem geringen Spuren vor, hauptsächlich durch Neutroneneinfang an Uran-238 gefolgt von β⁻-Zerfällen. Natürliche Uranerze enthalten Plutonium in Konzentrationen unterhalb 10⁻¹² g/g, also im Billionstel-Bereich. Der Oklo-Naturreaktor in Gabon markiert das bedeutendste natürliche Vorkommen, wo vor etwa 2 Milliarden Jahren nukleare Kettenreaktionen messbare Plutoniumisotopmengen erzeugten.
Tiefseesedimente enthalten Spuren von ²⁴⁴Pu extraterrestrischer Herkunft, vorwiegend aus Supernova-Nukleosynthese. Dieses langlebige Isotop (Halbwertszeit 80,8 Millionen Jahre) dient als kosmochemischer Indikator für jüngere Sternaktivitäten. Analysen zeigen ²⁴⁴Pu/²⁴⁰Pu-Verhältnisse, die sowohl kosmische als auch anthropogene Quellen reflektieren.
Geochemisches Verhalten umfasst komplexe Wechselwirkungen mit Mineralphasen, organischer Substanz und Grundwasser. Die multiple Oxidationszustände bedingen unterschiedliche Mobilität: Pu⁴⁺ adsorbiert stark an Minerals Oberflächen, während PuO₂⁺ und PuO₂²⁺ höher löslich und transportfähiger sind. Umweltkonzentrationen stammen überwiegend aus atmosphärischen Nukleartests statt natürlicher Prozesse.
Kernphysikalische Eigenschaften und Isotopenzusammensetzung
Plutonium besitzt keine stabilen Isotope, alle Nuklide sind radioaktiv. Die Massenzahlen reichen von ²²⁸Pu bis ²⁴⁷Pu, wobei ²⁴⁴Pu mit 80,8 Millionen Jahren Halbwertszeit am langlebigsten ist. Das bedeutendste Isotop ²³⁹Pu hat eine Halbwertszeit von 24.100 Jahren und zerfällt hauptsächlich durch α-Emission zu ²³⁵U. Mit einem thermischen Neutronen-Spaltwirkungsquerschnitt von 747 Barn ist es besonders effektiv für Reaktor- und Waffenanwendungen.
²³⁸Pu hat mit 87,74 Jahren Halbwertszeit hohe spezifische Aktivität und erzeugt durch α-Zerfall 560 Watt pro Kilogramm. Diese Eigenschaft macht es für Radioisotopenthermoelektrische Generatoren in Raumfahrt und Fernanwendungen wertvoll. Die hohe Zerfallsenergie erfordert präzises Wärmemanagement. ²⁴⁰Pu zeigt signifikante spontane Spaltung mit 6.560 Jahren Halbwertszeit und erzeugt Neutronenhintergrund, der Waffenkonstruktion erschwert.
²⁴¹Pu ist das einzige Beta-emittierende Plutoniumisotop in praktischer Relevanz, mit 14,4 Jahren Halbwertszeit zerfallend zu ²⁴¹Am. Diese Transformation verursacht mit der Zeit Americium-Anreicherung in Plutoniumproben, was Gammastrahlung erhöht und chemische Komplikationen schafft. Trotz Handhabungsherausforderungen durch das Zerfallsprodukt ist das Isotop aufgrund seiner Spaltbarkeit und 4,2 W/kg spezifischer Aktivität wertvoll.
Industrielle Produktion und technologische Anwendungen
Extraktions- und Reinigungsverfahren
Plutoniumproduktion erfolgt primär durch Neutronenbestrahlung von Uran-238 in Kernreaktoren, gefolgt von chemischer Trennung von Spaltprodukten und ungenutztem Uran. Die Kernreaktion erzeugt zunächst ²³⁹Np durch Neutroneneinfang, welches mit 2,36-Tage-Halbwertszeit zu ²³⁹Pu β⁻-zerfällt. Fortgesetzte Neutronenexposition erzeugt höhere Isotope durch mehrfache Einfangreaktionen, mit isotopischen Zusammensetzungen, die vom Bestrahlungsverlauf und Neutronenfluss abhängen.
Die chemische Trennung erfolgt über den PUREX-Prozess (Plutonium-Uran-Redox-Extraktion), der Tributylphosphat in Kohlenwasserstoffdiluenten nutzt, um Plutonium und Uran selektiv aus Salpetersäure zu extrahieren. Das Verfahren nutzt Unterschiede in Extraktionskoeffizienten verschiedener Oxidationszustände, wobei Pu⁴⁺ und UO₂²⁺ bevorzugt extrahiert werden, während Spaltprodukte im wässrigen Rest bleiben. Nachfolgende Reduktionsverfahren wandeln Pu⁴⁺ in nicht-extrahierbares Pu³⁺ um, was die selektive Uran-Plutonium-Trennung ermöglicht.
Die Aufreinigung zu waffentauglicher Qualität erfordert isotopische Trennung oder präzise Reaktorsteuerung zur Minimierung von ²⁴⁰Pu. Reaktorplutonium enthält typischerweise 6-19 % ²⁴⁰Pu, während waffentaugliches Material <7 % ²⁴⁰Pu aufweist. Der Trennungsprozess erzeugt erhebliche radioaktive Abfallströme, die aufgrund langlebiger Spaltprodukte und Actinide langfristig gelagert werden müssen.
Technologische Anwendungen und zukünftige Perspektiven
Kernenergieerzeugung ist die primäre zivile Anwendung in Form von Mixed-Oxid (MOX)-Brennelementen aus PuO₂ und UO₂. Diese ermöglichen Plutoniumverbrauch in bestehenden Leichtwasserreaktoren mit zusätzlicher Energiegewinnung. Schnelle Brutreaktorkonzepte nutzen Plutonium sowohl als spaltbares Material als auch zur Erzeugung weiteren Plutoniums aus Uran-238, was Uranressourcen um das 60-100-fache erweitern könnte.
Raumfahrtanwendungen verwenden ²³⁸Pu in Radioisotopengeneratoren (RTGs) für Missionen, wo Solarstrom nicht ausreicht. Die 87,74-Jahres-Halbwertszeit gewährleistet Jahrzehnte zuverlässige Stromversorgung, unverzichtbar für Tiefraumforschung. Aktuelle RTG-Designs erzeugen 110-300 Watt elektrische Leistung mit 3,6-10,9 kg ²³⁸Pu-Dioxid als Brennstoff.
Zukünftige Entwicklungen konzentrieren sich auf fortschrittliche Reaktorkonzepte mit Plutonium-Kreislauf, einschließlich Generation-IV-Reaktoren und beschleunigergetriebener subkritischer Systeme. Diese Technologien zielen auf effizientere Plutoniumnutzung und Minimierung langlebiger Abfälle durch Transmutation. Forschung an Plutonium-basierten Supraleitern wie PuCoGa₅ untersucht unkonventionelle Supraleitung unterhalb 18,5 K.
Geschichtliche Entwicklung und Entdeckung
Die Plutoniumentdeckung erfolgte durch systematische Untersuchungen transuranarer Elemente der Forschungsgruppe um Glenn T. Seaborg an der University of California, Berkeley. Die Synthese am 14. Dezember 1940 durch Deuteronenbeschuß von Uran-238 im 60-Zoll-Cyclotron erzeugte zunächst ²³⁸Np, welches mit 2,36-Tage-Halbwertszeit zu ²³⁸Pu zerfiel. Die chemische Identifizierung war aufgrund geringer Mengen und unbekannter Eigenschaften von Element 94 herausfordernd.
Die Februar-1941er-Bestätigung des neuen Elements erfolgte durch Spurenanalyse chemischer Trennungen und nuklearer Messungen. Frühere Experimente zeigten chemische Ähnlichkeit zu Uran und Neptunium, aber spezifisches Redoxverhalten. Der Elementname, nach Kriegsende 1948 enthüllt, ehrt den Zwergplaneten Pluto gemäß astronomischem Benennungskonvention für Uran und Neptunium.
Der Zweite Weltkrieg beschleunigte Plutoniumforschung durch das Manhattan-Projekt, fokussiert auf ²³⁹Pu-Produktion für Atomwaffen. Der Hanford Site in Washington begann 1944 mit großtechnischer Produktion in Graphitmoderator- und wassergekühlten Reaktoren mit Natururanbrennelementen. Chemische Aufbereitung extrahiert Plutonium in Kilogrammmengen, was die Transformation vom Laboratoriumsphänomen zur industriellen Produktion markierte.
Nachkriegsforschung erweiterte sich auf grundlegende chemische und physikalische Untersuchungen, die die außergewöhnliche Komplexität des Elements enthüllten. Studien zu Metallallotropie, Verbindungssynthese und Elektronenstruktur lieferten tiefere Einblicke in Actinidchemie. Die Entwicklung ziviler Kernenergie in den 1950er Jahren schuf neue Anwendungen in Brennelementkreisläufen, während Waffenprogramme Großproduktion aufrechterhielten.
Zusammenfassung
Plutonium nimmt unter chemischen Elementen eine einzigartige Position ein durch Kombination komplexer Elektronenstruktur, bemerkenswerten Polymorphismus und technologischer Relevanz. Seine 5f-Konfiguration positioniert es an kritischer Übergangsstelle der Actinid-Reihe, was zu ungewöhnlichen Eigenschaften führt, die theoretische Modelle weiterhin herausfordern. Seine Rolle in Nukleartechnologie, von Energieerzeugung bis Raumfahrt, unterstreicht praktische Bedeutung grundlegender Actinidforschung.
Zukünftige Forschungsschwerpunkte umfassen fortgeschrittene Theorien zum 5f-Elektronenverhalten, verbesserte Trenntechnologien für Abfallmanagement und Erforschung neuartiger Verbindungen mit spezieller Eigenschaften. Seine wissenschaftliche und technologische Bedeutung garantiert fortgesetzte Untersuchungen zu grundlegender Chemie, verbunden mit verantwortungsvoller Handhabung bestehender Inventare durch effiziente Nutzung und sichere Lagerung.

Geben Sie uns Rückmeldungen zu Ihren Erfahrungen mit dem Programm zum Berechnen chemischer Reaktionsgleichungen.
