| Element | |
|---|---|
35BrBrom79.90412
8 18 7 |
|
| Grundlegende Eigenschaften | |
|---|---|
| Ordnungszahl | 35 |
| Atomgewicht | 79.9041 amu |
| Elementfamilie | Halogene |
| Zeitraum | 4 |
| Gruppe | 17 |
| Block | p-block |
| Entdeckungsjahr | 1825 |
| Isotopenverteilung |
|---|
79Br 50.69% 81Br 49.31% |
79Br (50.69%) 81Br (49.31%) |
| Physikalische Eigenschaften | |
|---|---|
| Dichte | 3.122 g/cm3 (STP) |
H (H) 8.988E-5 Meitnerium (Mt) 28 | |
| Schmelzpunkt | -7.1 °C |
Helium (He) -272.2 Kohlenstoff (C) 3675 | |
| Siedepunkt | 58.8 °C |
Helium (He) -268.9 Wolfram (W) 5927 | |
| Chemische Eigenschaften | |
|---|---|
| Oxidationsstufen (weniger häufig) | -1, +1, +3, +5 (+2, +4, +7) |
| Erstes Ionisationspotential | 11.814 eV |
Cäsium (Cs) 3.894 Helium (He) 24.587 | |
| Elektronenaffinität | 3.364 eV |
Nobelium (No) -2.33 Cl (Cl) 3.612725 | |
| Elektronegativität | 2.96 |
Cäsium (Cs) 0.79 F (F) 3.98 | |
| Elektronische Eigenschaften | |
|---|---|
| Elektronen pro Schale | 2, 8, 18, 7 |
| Elektronenkonfiguration | [Ar] 3d10 |
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Bohrsches Atommodell
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Orbitalbox-Diagramm
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| Valenzelektronen | 7 |
| Lewis-Punktstruktur |
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| Orbitale Visualisierung | |
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| Elektronen | - |
Brom (Br): Element des Periodensystems
Zusammenfassung
Brom zeigt als einziges nichtmetallisches Element, das bei Standardtemperatur und -druck flüssig ist, ausgeprägte Besonderheiten auf. Mit der Ordnungszahl 35 und der Elektronenkonfiguration [Ar]4s²3d¹⁰4p⁵ weist Brom Eigenschaften auf, die zwischen Chlor und Iod in der 17. Gruppe des Periodensystems liegen. Das Element spielt eine bedeutende Rolle in industriellen Anwendungen, insbesondere in Flammschutzmitteln, die mehr als die Hälfte des globalen Bromverbrauchs ausmachen. Seine rötlich-braune, flüchtige Erscheinung und der scharfe, durchdringende Geruch unterscheiden Brom von benachbarten Halogenen. Die Reaktivität des Elements ermöglicht die Bildung vielfältiger binärer Verbindungen, interhalogener Spezies und organischer Bromverbindungen. Bromverbindungen erfüllen wichtige biologische Funktionen, während hohe Konzentrationen toxische Effekte wie Bromismus verursachen. Die industrielle Gewinnung erfolgt vorwiegend aus konzentrierten Solelagerstätten des Toten Meeres und Arkansas durch Halogen-Displazementsreaktionen.
Einführung
Brom nimmt in der modernen Industriechemie eine einzigartige Position ein, da es unter Standardbedingungen das einzige flüssige Nichtmetall ist. In der 17. Gruppe und 4. Periode des Periodensystems positioniert, zeigt Brom Eigenschaften, die zwischen dem leichteren Chlor und dem schwereren Iod liegen, entsprechend der Periodentrendvorhersage. Die Entdeckung des Elements zwischen 1825 und 1826 durch Carl Jacob Löwig und Antoine Jérôme Balard markierte einen bedeutenden Fortschritt in der Halogenchemie. Der Name leitet sich vom griechischen „bromos“ (Stank) ab und bezieht sich auf den charakteristischen stechenden Geruch. Die Elektronenkonfiguration [Ar]4s²3d¹⁰4p⁵ zeigt, dass Brom ein Elektron weniger als die Edelgaskonfiguration besitzt, was sein starkes Oxidationsverhalten und chemische Vielseitigkeit erklärt. Heutige Anwendungen umfassen Flammschutz, Wasseraufbereitung, Arzneimittelsynthese und industrielle Prozesse, wodurch Brom zu einem Schlüsselelement in technologischen Anwendungen geworden ist.
Physikalische Eigenschaften und atomare Struktur
Grundlegende atomare Parameter
Brom hat die Ordnungszahl 35 und ein Standardatomgewicht zwischen 79,901 und 79,907 u, das natürliche isotopische Variationen widerspiegelt. Die Elektronenkonfiguration [Ar]4s²3d¹⁰4p⁵ zeigt sieben Valenzelektronen in der äußersten Schale, typisch für Halogene. Der Atomradius beträgt 120 pm, liegt zwischen Chlor (99 pm) und Iod (140 pm) und demonstriert damit periodische Trends. Die Ionisierungsenergien betragen 1139,9 kJ/mol (erste), 2103 kJ/mol (zweite) und 3470 kJ/mol (dritte). Die effektive Kernladung für Valenzelektronen liegt bei etwa 7,6, unter Berücksichtigung der Abschirmung durch innere Elektronenschalen. Der Kovalenzradius beträgt 120 pm, der van-der-Waals-Radius 195 pm, was die intermolekularen Wechselwirkungen in kondensierten Phasen beeinflusst.
Makroskopische physikalische Merkmale
Brom zeigt in flüssiger Phase eine charakteristische rötlich-braune Färbung, die sich bei höheren Temperaturen in orangeroten Dampf wandelt. Es erstarrt bei -7,2°C und siedet bei 58,8°C unter Standardatmosphärendruck, was eine moderate Flüchtigkeit bestätigt. Die Dichte bei 20°C beträgt 3,1023 g/cm³, deutlich höher als Wasser aufgrund dichter Molekelpackung. Die Schmelzenthalpie beträgt 10,571 kJ/mol, die Verdampfungsenthalpie 29,96 kJ/mol, was relativ schwache intermolekulare Kräfte gegenüber anderen flüssigen Elementen unterstreicht. Die spezifische Wärmekapazität liegt im flüssigen Zustand bei 0,474 J/(g·K). Der kristalline Zustand bildet orthorhombische Strukturen mit einem Br-Br-Abstand von 227 pm, nahezu identisch mit dem gasförmigen Zustand (228 pm). Die elektrische Leitfähigkeit ist mit 5×10⁻¹³ Ω⁻¹cm⁻¹ nahe dem Schmelzpunkt äußerst gering, typisch für Molekülkristalle.
Chemische Eigenschaften und Reaktivität
Elektronische Struktur und Bindungsverhalten
Brom zeigt starke Oxidationseigenschaften mit einem Standardreduktionspotential von +1,087 V für das Br₂/Br⁻-Paar, zwischen Chlor (+1,395 V) und Iod (+0,615 V) positioniert. Das Element nimmt Elektronen leicht auf, um die stabile Oktettkonfiguration zu erreichen, und bildet Bromid-Anionen in ionischen Verbindungen. Häufige Oxidationszahlen sind -1, +1, +3, +5 und +7, wobei -1 in wässrigen Lösungen am stabilsten ist. Kovalente Bindungen entstehen durch sp³-Hybridisierung in Verbindungen wie BrF₃ mit T-förmiger Molekülgeometrie. Die Bindungsenergie von Br₂ beträgt 193 kJ/mol, niedriger als Cl₂ (243 kJ/mol), aber höher als I₂ (151 kJ/mol). Die Elektronegativität nach Pauling liegt bei 2,96, was die Bildung polarer kovalenter Bindungen mit weniger elektronegativen Elementen begünstigt.
Elektrochemische und thermodynamische Eigenschaften
Elektronegativitätswerte variieren je nach Skala: Pauling (2,96), Mulliken (2,74) und Allred-Rochow (2,74). Die Ionisierungsenergien zeigen elektronische Struktureffekte: Die erste Ionisierungsenergie von 1139,9 kJ/mol spiegelt das Entfernen des 4p-Elektrons wider, die zweite von 2103 kJ/mol entspricht der 4p⁴-Konfiguration. Die Elektronenaffinität beträgt 324,6 kJ/mol, was eine energetisch günstige Elektronenaufnahme bestätigt. Standard-Elektrodenpotentiale hängen vom pH-Wert und den Spezies ab: HOBr/Br⁻ (+1,341 V in saurer Lösung), BrO₃⁻/Br⁻ (+1,399 V) und BrO₄⁻/BrO₃⁻ (+1,853 V). Die thermodynamische Stabilität von Bromverbindungen nimmt mit steigender Oxidationszahl ab, wie die starke Oxidationskraft von Perbromaten zeigt.
Chemische Verbindungen und Komplexbildung
Binäre und ternäre Verbindungen
Brom bildet umfangreiche binäre Verbindungen mit den meisten Elementen des Periodensystems. Metallbromide zeigen ionischen Charakter bei elektropositiven Elementen, wie NaBr (Steinsalzstruktur) und CaBr₂ (Fluoritstruktur). Nichtmetallbromide sind kovalent gebunden, z.B. PBr₃ (pyramidale Geometrie) und SiBr₄ (tetraedrische Anordnung). Wasserstoffbromid ist die grundlegende Bromverbindung, ein farbloses Gas, das in Wasser leicht Bromwasserstoffsäure (pKₐ = -9) bildet. Bromoxide sind weniger stabil als Chloroxide, Br₂O zersetzt sich bereits über -17,5°C. Ternäre Verbindungen umfassen Bromate (BrO₃⁻) und Perbromate (BrO₄⁻), die höhere Oxidationszahlen und starke Oxidationseigenschaften aufweisen.
Koordinationschemie und metallorganische Verbindungen
Brom ist hauptsächlich als Bromid-Ligand in Koordinationskomplexen beteiligt, z.B. [CoBr₆]³⁻ (oktaedrisch) und [ZnBr₄]²⁻ (tetraedrisch). Die Koordinationszahlen reichen von 2 bis 6, abhängig von der Größe und Elektronenkonfiguration des Zentralatoms. Bromliganden zeigen schwächeres Ligandenfeld als Chlorid, was in der spektrochemischen Serie niedergeschlagen wird. Metallorganische Bromverbindungen umfassen Alkylbromide (C-Br-Bindungslänge ≈ 194 pm) und Arylbromide, die als vielseitige Syntheseintermediate dienen. Grignard-Reagenzien mit Brom (RMgBr) sind reaktiver als Chlorid-Analoga. Metall-Brom-Bindungen in metallorganischen Komplexen weisen aufgrund der geringeren Elektronegativität von Brom einen stärkeren ionischen Charakter auf.
Natürliche Vorkommen und isotopische Analyse
Geochemische Verteilung und Häufigkeit
Brom kommt in der Erdkruste mit etwa 2,5 ppm vor, deutlich weniger als Chlor (145 ppm) und Fluor (585 ppm). Geochemische Prozesse konzentrieren Brom in Evaporiten und Solelagerstätten durch selektive Auslaugung. Meerwasser enthält 65 ppm Brom als Bromidionen, mit einem Br:Cl-Verhältnis von etwa 1:660. Das Tote Meer weist mit 4000 ppm (0,4%) die weltweit höchste Bromkonzentration auf und ist die Hauptquelle für industrielle Gewinnung. Salzseen in Arkansas, Michigan und Israel liefern wirtschaftlich rentable Bromkonzentrationen über 1000 ppm. Geothermale Sole und Ölreservoirwässer zeigen gelegentlich erhöhte Bromgehalte durch tiefenchemische Konzentration.
Kernchemische Eigenschaften und isotopische Zusammensetzung
Natürliches Brom besteht aus zwei stabilen Isotopen: ⁷⁹Br (50,69%) und ⁸¹Br (49,31%), beide mit Kernspin 3/2. Die nahezu gleiche Verteilung ermöglicht isotopische Identifizierung per Massenspektrometrie mit charakteristischen Doppelspitzen. NMR-Studien nutzen ⁸¹Br aufgrund des größeren magnetischen Moments. Radioaktive Isotope umfassen ⁸⁰Br (Halbwertszeit 17,7 Minuten), ⁸²Br (35,3 Stunden) und ⁸³Br (2,4 Stunden), erzeugt durch Neutronenaktivierung. Das stabilste Radioisotop ⁷⁷Br hat eine Halbwertszeit von 57,0 Stunden. Der Neutroneneinfangquerschnitt beträgt 6,9 Barn für ⁷⁹Br und 2,7 Barn für ⁸¹Br, was die Produktion medizinisch relevanter Isotope ermöglicht.
Industrielle Produktion und technologische Anwendungen
Extraktions- und Reinigungsverfahren
Die industrielle Bromgewinnung erfolgt hauptsächlich durch Halogen-Displazementsreaktionen mit Chlor, das Bromidionen in konzentrierter Sole oxidiert: Cl₂ + 2Br⁻ → Br₂ + 2Cl⁻. Der Prozess läuft bei 80-100°C ab. Dampfdestillation trennt Brom aus der Reaktionsmischung, gefolgt von Kondensation und Reinigung durch fraktionierte Destillation. Alternativ wird Brom durch direkte Elektrolyse von Bromid-Solen am Anod bereitgestellt: 2Br⁻ → Br₂ + 2e⁻. Die Reinigung erfolgt mit Schwefelsäure zur Entfernung von Wasser und organischen Verunreinigungen, um 99,5% Reinheit für industrielle Zwecke zu erreichen. Die jährliche globale Produktion liegt bei etwa 800.000 Tonnen, wobei Israel und Jordanien 75% beisteuern.
Technologische Anwendungen und zukünftige Perspektiven
Flammschutzmittel verbrauchen etwa 55% des globalen Broms, z.B. Tetrabrombisphenol A und Decabromodiphenylether in Polymeren und Elektronik. Der Wirkmechanismus beruht auf Radikalfängung während der Verbrennung, wobei Bromspezies Kettenreaktionen unterbrechen. In der Wasseraufbereitung werden Brom-basierte Biozide gegen Bakterien, Algen und Muscheln in Kühlsystemen und Schwimmbädern eingesetzt. Die pharmazeutische Synthese nutzt Brom zur Einführung von Bromatomen in Wirkstoffe, um Bioaktivität und Selektivität zu steigern. Bohrflüssigkeiten im Öl- und Gasgewinnungsbereich verwenden Bromidsole wegen ihrer Stabilität und Umweltverträglichkeit. Neue Anwendungen umfassen Brom-Redox-Flussbatterien für Energiespeicher und fortschrittliche Materialsynthesen. Umweltvorschriften beschränken bestimmte organische Bromverbindungen aufgrund von Ozonabbau-Bedenken, was die Entwicklung nachhaltiger Alternativen vorantreibt.
Geschichtliche Entwicklung und Entdeckung
Brom wurde 1825-1826 unabhängig von Carl Jacob Löwig und Antoine Jérôme Balard entdeckt. Löwig isolierte es aus Mineralquellen in Bad Kreuznach durch Chlor-Displazement, Balard extrahierte es aus mediterraner Tangasche. Zunächst für Iodmonochlorid gehalten, zeigten genauere Analysen die einzigartigen Eigenschaften zwischen Chlor und Iod. Der Name „Brom“ stammt vom griechischen „bromos“ (Stank), verweisend auf den durchdringenden Geruch. Frühere Anwendungen umfassten die Daguerreotypie ab 1840, wobei Brom Vorteile gegenüber Iod in der Silberhalogenid-Emulsion zeigte. Medizinisch wurde Kaliumbromid im 19. Jahrhundert als Antiepileptikum genutzt, bis moderne Arzneimittel es ersetzten. Die Entwicklung der organischen Synthesechemie erweiterte Bromanwendungen durch nucleophile Substitution und Additionsreaktionen, was seine Rolle in industriellen Prozessen festigte.
Zusammenfassung
Brom nimmt unter den Elementen eine besondere Stellung als einziges flüssiges Nichtmetall bei Standardbedingungen ein, mit Eigenschaften zwischen Chlor und Iod, die periodische Trends widerspiegeln. Seine industrielle Bedeutung liegt vor allem in Flammschutzanwendungen, wo Bromverbindungen durch Radikalfängung Brandsicherheit gewährleisten. Die chemische Vielseitigkeit erlaubt Anwendungen in Pharmazie, Wasseraufbereitung und Energiespeicherung. Zukünftige Entwicklungen werden sich auf umweltfreundliche Bromverbindungen konzentrieren, die Leistungsfähigkeit bewahren, aber ökologische Auswirkungen minimieren. Forschungspotenzial besteht in effizienteren Extraktionsmethoden, neuen Brom-basierten Materialien und innovativen Anwendungen in erneuerbaren Energiesystemen.

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